2 Jahre mit Multipler Sklerose

Zum 1. Geburtstag meiner MS habe ich beschlossen, jedes Jahr einen Brief an meine Multiple Sklerose zu schreiben. Einfach um das vergangene Jahr revue passieren zu lassen und über die Jahre hoffentlich zu merken, dass es mir immer besser geht und sich alles stabilisiert. Aber irgendwie auch, um in schlechten Phasen zurückschauen zu können und zu wissen "Hey, du hast dich schon mal durch eine so schwere Zeit gekämpft, das schaffst du wieder!". Deshalb folgt nun der 2. Brief an meine chronische Begleiterin ...

Zwei Jahre mit der Diagnose Multiple Sklerose.

Ein Brief an meine MS.

Meine liebe MS ...

es fühlt sich ziemlich surreal an, dass du nun schon zwei Jahre an meiner Seite sein sollst. Einerseits denke ich mir "Hey du bist ja erst frisch in meinen Körper eingezogen, so schwierig es manchmal ist, dich und deine Symptome zu deuten."  - Andererseits kann ich mich schon gar nicht mehr richtig an die Zeit ohne dich erinnern.

 

Das Kribbeln im rechten Bein? Ganz normal!

Kognitive Probleme im Alltag? Leider auch sehr häufig.

Phasenweise sehr starke Fatigue? Lästig, aber hab ich mich dran gewöhnt!

 

Obwohl du offiziell Ruhe gibst - laut den MRT-Aufnahmen - bist du trotzdem sehr oft Gast. Aber ich habe auch begonnen, mich deswegen nicht verrückt zu machen. Ändern kann ich es ja doch nicht. Yoga und Meditationen haben Einzug gehalten in meinem Alltag und das tut mir beides sehr gut, vor allem was die Fatigue angeht. Und gegen das Kribbeln gibt's auch die ein oder andere Taktik (Active Gel, Akkupressur-Matte). 

 

Ich bin froh, dass ich diesmal keine dauernden Medikamentenwechsel mit dir durchlaufen muss, sondern seit April 2021 glücklich und stabil bin. Und das ganz ohne tägliches Tabletten-einnehmen oder mehrmaliges Spritzen pro Woche.


Das gesundheitliche Chaos

Auch wenn es mir im Großen und Ganzen recht gut damit geht, schlaucht mich mein gesundheitlicher Zustand phasenweise doch mehr als mir lieb ist. Auch wenn ich nicht mehr ständig neurologisch untersucht werden muss, ist in meinem Körper scheinbar doch ganz schön viel los.

 

Ende März 2021 war ich noch zu einer Brustuntersuchung im Uniklinikum, da man nicht wusste, ob ich eine Zyste habe oder "nur" eine Entzündung hatte. Zum Glück sollte es bei einer Entzündung bleiben.

 

Dann aber gingen mit dem neuen Medikament die Unterleibsschmerzen los - die bis heute in Intensität und Häufigkeit so zugenommen haben, dass ich nun Ende März 2022 eine Bauchspiegelung erhalte - Verdacht auf Endometriose.

Aber vorher müssen erstmal kommenden Mittwoch (am 9.3.2022) meine Weisheitszähne raus. Die machen nämlich auch ein wenig Beschwerden mit Entzündungen und passen laut Röntgenbild nicht mehr wirklich in den Kiefer.


Ich lasse mich nicht unterkriegen!

Also in diesem Sinn erstmal Prost! Und ich schlucke das 1. Antibiotikum zur Vorbereitung auf die Weisheitszahn-Entfernung. Wenn mich die letzten zwei Jahre eines gelernt haben, dann, dass wir Menschen mehr aushalten, als wir denken. Immer wieder mal werde ich dafür bewundert, wie stark ich sei und dass die Person, die das zu mir sagt, nicht weiß, ob sie auch so stark sein könnte.

Aber wisst ihr was? Es klingt zwar nach einem platten Sprichwort, aber hinter den folgenden Worten steckt so viel Wahrheit: Wir wissen erst, wie stark wir sein können, wenn stark sein die einzige Option ist!

 

Und deshalb kann ich guten Gewissens sagen: Das Leben ist schön. Auch mit dir, als chronische Begleiterin, liebe MS. Wir haben uns schon irgendwie aneinander gewöhnt, auch wenn du öfter mal kurz "Hallo" sagst als mir lieb ist. Ich werde dich ja eh nicht so schnell los, deshalb: Auf die nächsten 2 Jahre ;-)

 

Alles Liebe,

Julia

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